Montag, 8. April 2013

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche...Denkste!

Sport ist ja was Feines. Statt Gehirnjogging und Stresspickel gibt´s Knackarsch und einen befreiten Geist.  Eine halbe Stunde Laufen ist schon ganz gut, aber doch eine zeitlich sehr überschaubare Alltagsflucht. Außerdem vernachlässige ich den Zukünftigen in letzter Zeit ein bisschen. Ein paar gemeinsame Tage müssen her. Kuschel-Wellness-Erholurlaub ist aber meine Sache nicht. Und so ist schleunigst der Entschluss gefasst: Es wird gewandert. Klingt für manche nach Knickerbocker, Kräuterschnaps und Wurstbemme. Für uns klingt es nach Natur, Ruhe und Zweisamkeit und ist damit genau das Richtige. Und ein Schluck Kräuterschnaps hat noch niemandem geschadet.

Fix bestimmt ist die Route: 170 Kilometer über Thüringens bekanntesten Wanderweg, den Rennsteig. Das ist Heimat und Abenteuer in einem. Vor Ort dann der Schock. Statt singenden Vöglein, die das "Rennsteig-Lied" dem Wanderer verspricht, gibt´s Tiefschnee und eisigen Nordwind. Schneehöhen von 60 Zentimetern machen gepflegtes Stapfen unmöglich. Also nix wie her mit den Langlaufskiern!
Ab dem Dreiherrenstein sei gespurt, von da aus könne man bis Kahlert fahren. Na dann.

Bis zum großen Inselsberg war natürlich gar nichts gespurt. Die 200 Höhenmeter im unebenen Gelände erwiesen sich als minimale Herausforderung. Der Zukünftige stand zum zweiten Mal in seinem Leben auf den Langlaufbrettern, ich fahre etwa eine halbe Stunde pro Jahr. Vom Inselsberg düsen wir dann aber die erste Loipe unseres Lebens zum Mommelstein und wieder zurück. Die Sonne lacht, der Wind pfeift, der Schweiß rinnt. Und andere Sportsfreunde überholen uns Dilettanten spielend. Spaß macht´s trotzdem.

Nach einer Nacht mit ausgefallener Heizung und Außentemperaturen von -14 Grad in der Jugendherberge auf dem Großen Inselsberg starten wir gen Oberhof. Die angegebenen 35 Kilometerchen schaffen wir ja wohl spielend! Denkste. Laufend werden wir überholt. Ich sogar auf Abfahrten. Selbst mein Phil, offenbar ein Naturtalent, gleitet mir auf seinen geliehenen Skiern davon. Der Profi verrät mir am Folgetag, das meine 17 Jahre alten Skier nicht nur zu kurz sind, sondern  auch völlig "ausgefahren". Null Spannkraft im Material. Das hängt durch und blockiert jeden Schritt. Ich habe also unter erschwerten Bedingungen gelitten. Gut zu wissen, nach etwa 55 Gesamt-Kilometern.

Am Ende erreichen wir das Ziel mit Müh und Not nach rund sieben Stunden Höchstanstrengung. Ich bin platt, meine Achillessehne auch. Wir gönnen uns noch zwei Tage Winterurlaub in Oberhof. Skifahren? Würde ich gern, der Fuß streikt aber. Zum Ausgleich gibt´s ne Pferdeschlittenfahrt. Ist ja auch romantisch. Und schön, mal anderen beim Arbeiten zuzusehen.
Foto: ...Claudi ganz selig im Pferdeschlitten.

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