Claudi: Mein Donnerstag startete mit einer Runde Physiotherapie für´s Knie - der letzten von sechs. In Kombination mit Gelenkpräparaten schlägt sie großartig an - das Knie hält bisher anstandslos durch.
Damit das so bleibt, gehe ich am Nachmittag mit Fenja zu unserem Rookie-Coach Roy Fischer nach Ludwigsburg. Ziel: Den perfekten Laufschuh finden. Unsere Exemplare sind nämlich ziemlich runtergewirtschaftet. Die Prozedur ist langwieriger als vermutet. Zumindest für mich. Fenjas "männlicher Laufstil" beschert ihr stabile Gelenke und unkompliziertes Schuhwerk. Sie darf ihre Treter nach Farbe wählen. Ich werde analysiert, getestet und nochmals analysiert. Ergebnis: Ich brauche Pronationsstützen, die meine wackelnden Fußgelenke stabilisieren sollen. Gar nicht so leicht. Nach zwei Stunden Rundum-Betreuung verlassen wir endlich mit unseren neuen Schuhen in auffälligen Beerentönen das Sportgeschäft.
Fenja: Ich liebe es, Verkäufer in den Wahnsinn zu treiben. Und noch mehr liebe ich bunte Farben… Mein Outfit ist in sich stimmig: knalllila Schuhe für meinen männlichen Stil, schwarze Hose mit pinkfarbenen Streifen an den Seiten, lila-orangefarbener Sport-BH und obendrüber ein babyblaues Shirt. Ich finde, ich könnte mich damit bei sämtlichen Modemagazinen bewerben…
Claudi: Glaube versetzt ja bekanntlich Berge, Fenja. Am Abend können wir jedenfalls die Errungenschaften gleich testen: "Training in der Gruppe" verlangt der Plan und wir machen uns auf zum Lauftreff nach Monrepos. Ab 19 Uhr wird hier jeden Donnerstag in verschiedenen Gruppen der Rennerei gefrönt. Wir frönen in der Rookie-Gruppe (Fenja, ich, Schwimmcrack Annette, Rookie Andrea und eine unbekannte Halbmarathon-Läuferin) und lassen uns von einem fremden Mann in die Pampa entführen. Leider schifft es gotterbärmlich.
Fenja: Aber nach einigen Minuten hört der Guss von oben auf. Zu hören ist nur noch das Rauschen der Autobahn. Inklusive stinkender Abgase. Beim nächsten Mal doch wieder lieber durch die wilde Natur.

Claudi: Im Slalom hüpfen wir um Pfützen und reden über Knochenhautentzündung und Knieprobleme. Fenja und ich sind gleichauf. Der Rhytmus stimmt, ich fühle mich großartig. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich bin abends normalerweise nicht sonderlich fit und habe die letzten beiden Tage mehr trainiert als gewöhnlich. Dennoch: Das Gazellen-Duo läuft an der Spitze. Es quatscht, es lacht und es verstummt schnaufend, als es einen Anstieg hochspurtet. "Der letzte für heute", meint unser unbekannter Guide. "Ach nein. Der vorletzte." Es kommen noch etwa fünf, die aber "nicht als Anstieg" zählen. Etwa 10 Kilometer im für uns recht flotten 6er-Schnitt (6 Minuten/Kilometer) machen sich auf den letzten 800 Metern als Puddingbeine bemerkbar. Es ist mittlerweile dunkel, als unser Guide abdreht und die Zurückgefallenen (Andrea und Annette) einsammelt. Mit Müh und Not traben wir allein in den Schlosspark und dehnen die müden Muskeln. Der Lauf war klasse. Hart, aber schmerzhaft. Coach Roy entschuldigt sich später per Mail: Er war beruflich verhindert und bedauert, dass wir etwas schneller und weiter gelaufen sind als nötig gewesen wäre. Die nächste Einheit soll ruhiger ausfallen. Aber gern doch.
Fenja: Ach woher… ich fands cool. Auch als es langsam dunkel wurde. Unterwegs kam uns ein Mädel entgegen, das dem Begriff Genuss eine andere Wertschätzung gab. In der einen Hand ne Pulle Sekt (wohlbemerkt geöffnet),
in der anderen ne Kippe. Am Sekt hätte ich mich auch gern bedient. Aber
nein… Weiterrennen
Claudi: Ich fand´s auch cool, alte Angeberin :-P Sekt kann ich beim Laufen nicht gebrauchen. Ich bin froh, wenn mein Magen Apfelschorle erträgt. Am Samstag pfeife ich auf das vorgegebene Intervall-Training. Gar nichts tun geht aber auch nicht und so nutze ich die frühlingshaften Temperaturen für ein bisschen Lauf-Techniktraining. Oder eben das, was ich darunter verstehe. Will heißen: Ich mache ein bisschen Kniehebelauf und übe Anfersen (trete mich als selbst in den Arsch -symbolisch für die vergangene Woche), jogge dazwischen ruhig vor mich hin. Ich war schon fitter, fühle mich aber gut, weil ich die Einheit nicht komplett geschwänzt habe. Morgen ruft die nächste Fahrradtour...
Fenja: Ich ersetze meine Wochenendeinheit durch tanzen gehen. Meinen
Freunden zuliebe lande ich Freitagabends in Stuttgart – in einem
Elektroschuppen. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel, lasse mich auf die
Tanzfläche ziehen und absolviere dort mein Sportprogramm. Zurück im Auto bin
ich froh, dass es Radiosender gibt, die sich der Elektrumucke verweigern.
Sonst bekommen meine Ohren ja auch noch Muskelkater…
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