Fenja: Die letzten Tage vor dem Triathlon sind angebrochen. Nachdem wir uns noch mal eine Woche lange geschunden haben, was das Zeug hält, dürfen wir nun locker machen. Zumindest körperlich. Psychisch sind unsere Nerven aufs Äußerste gespannt. Aber kommen wir zu unserer Power-Woche:
Nach dem Koppeltraining mit dem Coach sind wir so gut wie erledigt. Dienstags wird daher pausiert. Mittwochmorgens (Anmerkung: 1. Mai und eigentlich ausschlafen angesagt) quäle ich mich aus dem Bett und gehe rennen. Während Claudi versucht, ein Schwimmbad zu finden.
Claudi: Jaja, das Stadionbad in Ludwigsburg hat feiertags geöffnet. Am Arsch. Da rafft man sich auf, fährt durch besoffene Bollerwagen-Wanderer und findet ein verlassenes Bad vor. Hätten nur noch die Rinderschädel und die wehenden Dornenbüsche gefehlt. Und ein Ennio Morricone Soundtrack á la "Spiel mir das Lied vom Tod". Mein Sport: Wandern mit dem Zukünftigen, zwei Kilometer barfuß. Auch schön.
Fenja: Da Roy mir empfohlen hat, mich schleunigst um ein Rennrad zu kümmern, tue ich das natürlich... Nachdem die platten Reifen ausgetauscht sind, steht einer ersten Ausfahrt nichts im Wege. Die Strecke geht von Ludwigsburg nach Marbach - ideal, um sich mit den neuen Gegebenheiten anzufreunden: Schaltung befindet sich am Rahmen, links und rechts sind so doofe Einschlupfteile aus Plastik, die mich bereits auf den ersten Metern einige Nerven kosten. Die Schaltung kapier ich schnell - alles andere ist ausbaufähig. Wird also nichts mit der Tour de France im nächsten Jahr.
Claudi: Dabei wird am Donnerstag nicht nur nach Marbach geradelt. Ich gehe zum Lauftreff. Und, ich habe es befürchtet: Tempotraining steht auf dem Programm. Fahrtspiel. Das bedeutet übrigens nicht, neben den Läufern mit dem Radl her zu düsen (obwohl mir das recht gewesen wäre), sondern für eine bestimmte Zeit Gummi zu geben. Wir laufen uns eine Viertelstunde ein, dann geben wir zwei Minuten alles. Meine Beine laufen von selbst, ich bin scheinbar doch ganz fit. Aber der fiese Coach kennt mich mittlerweile - ich bin einfach saumäßig ehrgeizig. Er rennt immer genau drei Zentimeter vor mir, lässt sich nicht "einfangen" und zieht mich so richtig vorwärts. Nach einer ruhigen Minuten rennen wir drei schnelle, dann vier, dann drei und zuletzt nochmal zwei. Am Ende pendeln wir zehn Minuten aus. Schön, aber fertig bin ich durchaus...
Fenja: Während Claudi fleißig zum Lauftreff geht, amüsiere ich mich auf dem Was**. Mein Donnerstagabendtraining: Bierbankgehopse, Radlermaß trinken und bei schlechter Musik mitsingen. Die Strafe folgt am nächsten Tag: ich bin zwar nicht verkatert, aber wenn man erst um halb 3 ins Bett geht und am nächsten Tag schwimmen und radeln auf dem Plan steht... Ganz schlechte Karten.
Auf unserer Schwimmbahn sind wir zu viert. Eine Profischwimmerin, eine Schnecke (langsamer als Claudi und ich an unseren schlechtesten Tagen) und wir beide. Es gelingt mir, die lahme Planscherin zu überholen. Ansonsten hätte ich die Krise bekommen. Dümpelschwimmen wollten wir schließlich nicht.
Claudi: Ja, sie dümpelte. Aber sie war wehrhaft. Gefühlte dreißig Mal schrammten ihre langen Zehennägel mein Schlüsselbein. Ich konnte vier Bahnen lang nicht überholen, weil mir das Kraul-Ass irgendwie immer entgegenkam. Beim Triathlon sind wir zu sechst auf der Bahn. Na das kann ja was werden. Meine Zehennägel werden bis dahin jedenfalls nicht geschnitten.
Fenja: Dann die Höllentour. Auf dem Plan steht Koppeltraining. Eine Stunde Fahrradfahren, eine halbe laufen. Am Abend vorher diskutieren wir noch, wann wir uns treffen. Letztendlich verpeile ich es volle Kanne und bin mal dezent 45 Minuten zu früh. Nun gut, während Claudi sich in ihren Sportdress wirft, überzeuge ich Phil, dass wir dringend Fotos brauchen. Also ab zum Shooting. Wir rasen an ihm vorbei, die Niklastortraße runter und huiiiiiiiiii - auf geht's, während er knipst.
Die Strecke ist ziemlich schön - nervig sind nur Ampeln. Allerdings sind
wir beide noch vollkommen verstrahlt - auch ohne Alkoholkonsum am Abend
zuvor. Deshalb weiß ich auch nicht, was wir die ersten halbe Stunde
geredet haben. War glaub ich noch im Halbschlaf. Ich sag ja, so langsam
kommen die Ermüdungserscheinungen.
Claudi: Boah, hatte ich keinen Bock auf Training. Nicht mal auf Radfahren. Nicht mal auf Trinkflasche von unten holen und füllen. Treppe dazwischen. Kann. Nicht. Mehr. Einmal auf dem Rad geht´s mir ein bisschen besser. Fahrtwind ist was Gutes. Wir schleppen uns so 25 Kilometer weit und plaudern irgendwann sogar ganz munter. Tja, und dann noch Laufen...
Fenja: Laufen... eigentlich meine Disziplin. Aber die ersten hundert Meter stolpern wir eher als dass wir uns Couchgazellengleich vorwärts bewegen. Hoffentlich sieht uns niemand. Dann der Krähberg. Wir fluchen beide wie die Rohrspatzen und Claudi spricht aus, was ich denke: "Warum tun wir das eigentlich?"
Claudi: Als Jan Ullrich ´97 auf dem Weg war die Tour de France zu gewinnen, rief ihm Vorjahressieger Bjarne Riis zu: "Quäl dich, du Sau!". Den Spruch hatte ich im Kopf. Und habe ihn beherzigt. Alles tut weh, der Berg zieht sich unbarmherzig. Doch kaum sind wir über den Anstieg geklettert, muss ich grinsen. Glücksgefühle. Ich bin wie auf Drogen und renne, nicht mehr leichtfüßig und mit krampfendem Musculus quadriceps femoris, aber zufrieden, nach Hause. Eine halbe Stunde später verebbt das "Triathlet`s -High" und ich bin wieder völlig kaputt. Ich will nur noch schlafen, muss aber arbeiten. Zum Glück ist morgen trainingsfrei...
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