Dienstag, 14. Mai 2013

Finisher!

Zwei Punkte gleich zu Beginn:
1. wir sind im Ziel angekommen
2.  Mails an unsere früheren Sportlehrer, die uns für Nullen hielten, wurden inklusive der Urkunden schon versendet.

Fenja: Aber kommen wir zum eigentlichen Highlight: DER Triathlon!
Mir war ja schon seit Tagen übel, wenn ich nur an den 12. Mai denken musste. Einige Nächte lag ich auch wach, träumte vom Finisher-Shirt. Dann kam der Sonntag. Die Räder hatten wir schon am Samstag eingeladen - hübsch gestylt und auch die Startunterlagen waren schon in unseren Händen. Also nur noch Claudi einpacken und los ging es.

Claudi: Ich war ja eigentlich gelassen. Bis ich beim Abarbeiten der Packliste meinen Sport-BH nicht gefunden habe. Ich besitze nur einen schwarzen und nur den kann ich passend zur Tri-Hose zum Bikini-Oberteil umfunktionieren. Der Zukünftige knallte entnervt die Tür zu, damit ich nicht weiter in seinem Zimmer/Schrank/Bett herumstöbere und ließ mich, panisch fluchend, allein mit dem Wäscheständer. Und als ich den von allen Klamotten befreit hatte, hing er tatsächlich da: Trocken und völlig zerknittert - der Sport-BH. Himmel, war ich glücklich. Bis ich feststellte, dass mein Chip-Band, das ich mit den Startunterlagen abgeholt hatte, verschwunden war. Endlich hatte auch ich Nervenflattern. Zum Glück gab´s Ersatz am Ort des Geschehens.

Fenja: Es ist affenkalt. Arschkalt. Ich träume von Wollstrümpfen und Heizdecken. Beim Check-In klappt zum Glück alles, wir richten unsere Wechselzone ein und die Kontrolleure meckern nicht mal an unserer Fahrraddeko. Kann also fast nichts mehr schiefgehen. Außer, dass wir bis zum Start wahrscheinlich erfroren sind. Die grandiose Idee: Kräutertee. Wärmt von innen und beruhigt die Nerven. Irgendwann ist es endlich so weit. Wir machen uns auf den Weg Richtung Wärmeraum im Freibad. Dort bibbern wir, bis es endlich losgeht.
Claudi: Vom Wärmeraum sah man gut aufs Becken, wo sich die letzten Heavy-Athleten abmühten, angefeuert von den umstehenden Zuschauern. Noch zehn, Minuten, acht, fünf,...Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Gladiator im alten Rom, der kurz vorm Gang in die Arena steht. (Fenja: Ave Caesar, morituri te salutant - jetzt sollte langsam auch mein Lateinlehrer stolz auf mich sein) Wir, die Todgeweihten grüßen euch. Dann öffnet sich das Tor,äh, die Tür und wir bibbern uns zum Becken vor. Meine Zähne klappern.  
 Foto: Adrenalin pur ;)

Wir kommen nicht zusammen auf die Bahn, weil wir für ein dämliches Zeitungsfoto posieren müssen (Fenja: wobei das Foto rattenscharf geworden ist und es sich schon fast wieder gelohnt hat) und die Letzten sind, die ins Wasser steigen. Das ist auch kalt, aber immerhin doppelt so warm wie die Außentemperatur. Ich bin frustriert und will in meine Badewanne. Aber: Nix da. Der Startschuss.

Fenja: Natürlich bin ich die Letzte auf meiner Bahn. Werde mehrmals überholt. Na, und? Ich bin ich und ich schaffe das. Als ich mich aus dem Wasser ziehe, brüllt irgendjemand "Fenja". Das spornt an und ich flitze halbnackig und nass wie ich bin über den grünen Teppich (schade eigentlich, dass er nicht rot ist) Richtung Fahrrad. Claudi ist zu diesem Zeitpunkt noch hinter mir.
Claudi: Ich komme anfangs kaum vom Fleck, so kalt bin ich. Meine Muskeln jammern, der Kopf schreit "Nein", nur der Körper führt die gewohnten Bewegungen aus. Nach drei Bahnen taue ich an, überhole sogar. Und bin dennoch fast eine Minute langsamer als Fenja.

Fenja: Die erste Radrunde läuft wie am Schnürchen. Ich überhole sogar einige. Natascha (letztes Jahr Rookies) flucht mir auch was Liebevolles hinterher. Ich freue mich und weiß, dass es ein Kompliment sein soll. Kurz vor Ende der ersten Runde holt Claudi mich ein. Dann - die Sonne verschwindet. Dicke, kalte Tropfen fallen vom Himmel. Im Nu bin ich klatschnass, der Wind bläst eisig und das mit nem Rennrad. Egal, ich passe auf, dass ich nicht hinfalle und denke an alles. Nur niemals ans aufgeben.
Claudi: Ich brauche ewig in der Wechszelzone, sehe Fenja davon fahren und werde panisch. Die Schuhe werden einfach gebunden. Muss reichen. Am ersten Anstieg trinke ich mein patentiertes isotonisches Apfelsaftgetränk, das ich selbst gemixt habe. Scheiße, aus dem Teelöffel Salz sind offenbar fünf geworden, das Zeug schmeckt wie Meerwasser-Apfelschorle. Nützt nichts, ich muss was trinken. Nach der Abfahrt dann der Hügel, bei dem mir gern die Kette raushüpft. Ich schalte vorsichtig, gehe schon aus dem Sattel, da haut es mich fast über den Lenker: Mein Schnürsenkel hängt in der Kette. Es nützt nichts, ich muss absteigen und binden. Es dauert bis zum Ende der ersten Runde, bis ich Fenja eingeholt und überholt habe und bekomme den Eisregen auf der Abfahrt ab. Die Radstrecke wird zur Schlitterpartie und ich fahre vorsichtig statt fix.
Mit tropfnassen Schuhen geht es auf die Laufrunde. Meine Beine sind Blei, die Schuhe machen lustige Platschgeräusche und wiegen drei Kilo. Mein Kopf hämmert. Ich brauche Wasser, Zucker, renne aber einfach. Auf der letzten Runde steht plötzlich der Zukünftige mit einem Plakat da "Go, Claudi!". Ich gebe nochmal alles, die letzten 500 Meter fliegen dahin. Die Zielgerade kommt näher und mit ihr ein unbeschreibliches Glücksgefühl.

Fenja: Bei der Laufrunde hat der Regen aufgehört. Ich bin aber wie weggetreten. Komme mir vor, als würde ich mich nicht von der Stelle bewegen. Schlafe beim Laufen fast ein. Der verfluchte Hügel auf der Laufstrecke wird trotzdem im Laufschritt oder so ähnlich genommen. Niemals anhalten! Auf der zweiten Runde werde ich überholt. "Du bist beim Radfahren immer vor mir gewesen", schnaufend rennt ein Mädel namens Julia an mir vorbei. Und zack isse weg - immerhin war ich beim Radeln schneller. Kurz vor dem Ziel denke ich nur noch "Wow, ich hab es bald geschafft." Und dann... endlich... meiner Sportlehrerin zum Trotz... jahrelangen Spöttereien ausgesetzt... ich hab nen Triathlon gemeistert! Dass darauf mit Schampus angestoßen wird, ist klar. Im Ziel warten Mutti, Schwesterchen und der holde Gatte.
Claudi: Und ich natürlich. Schampusdusche, Blumenkränze, Finishershirt, Kuchenbüffet. Ich bin im Himmel. Nach 1:31 Stunden bin ich ins Ziel getrabt. Mit so einer Zeit hätte ich nie gerechnet. Ich bin stolz auf uns!

Foto: Phillip Weingand
Fenja: Und an alle da draußen: wenn euch mal jemand sagt, ihr seid unsportlich... beweist es ihnen und denkt an uns! Glaubt an euch - und ihr schafft es...

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