Mittwoch, 23. Januar 2013

Dirigierendes Rennvergnügen



Chorleiterlehrgang… Eine Woche im Januar auf dem Bernhäuser Forst. Ist eigentlich gleichzusetzen mit viel Essen, wenig Schlaf, Zimmer 35, Bibelarbeit, noch mehr Musik und natürlich fröhliches Dirigieren. Doch was haben die nächtlichen Exzesse bei Schwarzwurst, Zwiebelsalat und Käsewürfeln mit Sport zu tun? Kampfessen? Biermassenvernichtungsanlage? Ein kurzer Blick zurück: Seit 2005 gehört diese Woche zum Jahresablauf für mich dazu. In der Mittagspause wurde meistens die Interessengruppe MHD (Matratzenhorchdienst) besucht und andere belächelt, die sich mit vollem Magen nach dem Drei-Gänge-Mittagessen aufmachten, um laufen zu gehen. Aber auch auf dem Forst ist Training für das sportliche Jahr 2013 Pflicht. 


Dirigenten mal anders


Geht man nach meinem Achilles-Laufkalender, muss ich mir für jedes Bier, jedes Gläschen Wein und das nächtliche Essen mehrere Minuspunkte geben. Sind nach einer derartigen Woche wahrscheinlich so viele, dass man wochenlang mit Schadensbegrenzung beschäftigt ist. Oder zählt Dirigieren als sportliche Betätigung? Mit diversen Tanzeinlagen und einem großen Dirigat sicherlich… Nun gut – es hilft aber alles nichts, der Triathlon rückt immer näher.
Schwimmen ist nicht – der Bärensee ist dankenswerterweise von einer Eisschicht bedeckt, sodass diese Möglichkeit ausfällt. Fahrradfahren sowieso nicht – ich habe immer noch keinen Drahtesel. Verschämt begrüßte ich also am vergangenen Freitagabend einen der Läufer und beichtete, dass ich nun vom Sportvirus befallen sei. Die Hoffnung auf eine Chance, in der Laufgruppe aufgenommen zu werden, hat sich erfüllt. Los ging es – einmal um den Bärensee herum. Die Tage zuvor hatte es geschneit, also hüpften, sprangen und liefen wir um die Schneehügel herum, umgingen glatte Stellen, bis die wirklich wahre Herausforderung nahte. Wer als Marbacher Gassenläufer die Krähbergstraße fürchtet, sollte die letzte Steigung vor dem rettenden Ziel vermeiden. Mehrere hundert Meter ging es steil bergauf. Und wer naiv glaubte, er habe es geschafft, wird eines besseren belehrt – es folgte noch eine Steigung. Ächz, japs, keuch – aber geschafft. 



Lag nicht zuletzt wahrscheinlich auch an den kurzweiligen Laufanekdoten der übrigen Sportler. Man tauscht sich ja aus, nicht wahr? Schlammtriathlon, Schlammgrubenlaufen – ich kam mir ganz schön doof vor mit meinen bisher zurück gelegten Kilometern. Aber egal, es macht Spaß mit den Jungs. Gewisse heimtückische Anschläge von Spaziergängern, die wir überholten, waren leider inbegriffen und der Schneeball in meinem Rücken ziemlich fies. War wahrscheinlich der Neid, dass wir einfach schneller waren. Zurück in der Tagungsstätte wurde ich von breit grinsenden Mitarbeitern und Teilnehmern begrüßt. Der Ruf als nächtliches Sumpfhuhn ohne sportliche Ambitionen hängt noch wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf.
Doch es ging noch weiter. Es drohte die nächste Herausforderung – und damit war nicht der mangelnde Schlaf gemeint. Eine nette Runde durch das Siebenmühlental. Die ersten Kilometer waren auch sehr sympathisch – auf dem Schnee konnte man sehr gut laufen und lange ging es viel bergab.. Nach einer Stunde folgte der Schock. Drohend blickte ich auf die Steigung. „Es geht wellenförmig hoch“, beruhigte mich ein Mitläufer. Hieß übersetzt: steil, steil, steil, 20 Meter grade, steil, steil, steil. Augen zu und durch – noch langsamer hieße stehen. Belohnung im Ziel? Natürlich – die Nacht wird kommen und mit ihr die… äh… Gespräche…

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