Freitag, 18. Januar 2013

Der Untergang der Titanic - oder wir lernen schwimmen


Mit erheblichem Grauen erinnern wir uns an den Schwimmunterricht. Nicht nur der Lehrer, der uns Mädchen in den Ausschnitt spickte, die nassen Haare, die man grundsätzlich hatte und vor Busabfahrt nicht mehr trocknen konnte (5 Minuten reichen nicht zum Duschen, Anziehen und Fönen sei an dieser Stelle den früheren Paukern mal gesagt) – nein, noch viel schlimmer waren die Minuten, die einem wie Stunden vorkamen, in denen wir im Biberacher Hallenbad unser Dasein fristeten. Der Untergang der Titanic wiederholt sich - auch Schwimmer haben ab und zu Schieflage. Fenjas Mutter hat schon früh gesagt: „Du schwimmst wie ne bleierne Ente.“  Ob das Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden hatte? Oder sind wir einfach nicht für die Unterwasserwelt gemacht? Mit Müh und Not schaffte ich eine Bahn durch das 25-Meter-Becken. Es sollte Kraulschwimmen sein, meine Lehrerin sah das anders. Note: 5-6. Immerhin hatte ich im Brustschwimmen ne 1-2. Geschadet hat es meiner Psyche trotzdem. Um den Schikanen zu entgehen, waren dem Einfallsreichtum schon früh keine Grenzen gesetzt. „Ich hab meine Tage“, war nur eine der Optionen, mit denen man als weibliches Wesen die ungeliebte Planscherei umgehen konnte. Wären wir Menschen für’s Wasser gemacht, hätten wir Kiemen und Flossen. Eine weitere Ausrede: dank der langen Haare, die nie trocken wurden, war ich oft GANZ schlimm erkältet. In den langen Wintermonaten tragisch. Noten machen mussten wir trotzdem. Und jetzt,Jahre später, holt uns das Drama ein. Schwimmen lernen wollen wir. SONST WIRD DAS NIX MIT DEM TRIATHLON. Aber wie? Unterricht nehmen? Tipps aus dem Internet holen? Mutig starten die künftigen Triathletinnen und springen ins kühle Nass. Wenigstens ein bisschen wärmer hätte das Wasser schon sein können. Aber los geht’s. Arme und Beine richtig bewegen und elegant durch das Becken pflügen – ups, das sind nicht wir. Wiederholt werden wir von Profis überholt. So richtig mit Schwimmbrille und Badekappe wirken die um einiges professioneller als wir. Vielleicht hatten die ja Kaltblüter in den Vorfahren – angesichts modernster Gentechnik ist heutzutage ja alles möglich.
Einige Wochen später haben wir unser Outfit perfektioniert. Mit Schwimmbrille planscht es sich einfach besser. Allerdings sehen wir damit aus wie Guppys: Glubschaugen, ein verwirrter Blick und mehr oder weniger elegantes Treiben im Wasser. Die Fußnägel erfreuen sich wöchentlich einer neuen Farbe. Eigentlich könnten wir Werbung für Nagellack machen Fenja hat zumindest bald alle Farben durch. Wenn dann der Triathlon kommt, setzen wir uns noch diese grausamen Badehauben auf. Wobei sich Fenja jetzt schon fragt, wie sie ihre Mähne unter das enge Plastikding bekommen soll. Der Trend geht vielleicht doch zur Kurzhaarfrisur...Die Erlebnisse im Freiberger Hallenbad sind spannend. Nicht nur, dass wir regelmäßig Slalom schwimmen müssen (es gibt tatsächlich Menschen, die langsamer sind als wir) - nein, auch anderen kritischen Gegebenheiten sind wir ausgesetzt. Situation: Fenja schwimmt eine Bahn zu Ende. Suchend blickt sie zurück, um zu schauen, wo Claudi bleibt. Panik macht sich breit: nur die anderen Schwimmbadbesucher sind zu sehen. Auf dem Beckenboden liegt sie auch nicht. Dann, endlich erscheint sie. "Ich hab beim Auftauchen zu früh Luft geholt", japst sie. Statt chlorhaltiger Hallenbadluft gerieten aber geschätzte fünf Liter Wasser in ihre Lungen. Die Flucht ging Richtung Beckenrand. So haben wir unser Vergnügen.
Claudi träumt dann und wann vom weißen Hai, wenn sie die nackten Beinchen unter Wasser sieht, Fenja schaut neidvoll auf den Schwimmverein und bewundert die Eleganz, mit der die Mitglieder das Becken irgendwie doppelt so schnell durchpflügen.
Irgendwann... wir... elegant... und so...

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