Mit erheblichem Grauen erinnern wir uns an den Schwimmunterricht.
Nicht nur der Lehrer, der uns Mädchen in den Ausschnitt spickte, die nassen
Haare, die man grundsätzlich hatte und vor Busabfahrt nicht mehr trocknen
konnte (5 Minuten reichen nicht zum Duschen, Anziehen und Fönen sei an dieser
Stelle den früheren Paukern mal gesagt) – nein, noch viel schlimmer waren die
Minuten, die einem wie Stunden vorkamen, in denen wir im Biberacher Hallenbad
unser Dasein fristeten. Der Untergang der Titanic wiederholt sich - auch
Schwimmer haben ab und zu Schieflage. Fenjas Mutter hat schon früh gesagt: „Du
schwimmst wie ne bleierne Ente.“ Ob das
Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden hatte? Oder sind wir einfach nicht
für die Unterwasserwelt gemacht? Mit Müh und Not schaffte ich eine Bahn durch
das 25-Meter-Becken. Es sollte Kraulschwimmen sein, meine Lehrerin sah das
anders. Note: 5-6. Immerhin hatte ich im Brustschwimmen ne 1-2. Geschadet hat
es meiner Psyche trotzdem. Um den Schikanen zu entgehen, waren dem Einfallsreichtum
schon früh keine Grenzen gesetzt. „Ich hab meine Tage“, war nur eine der
Optionen, mit denen man als weibliches Wesen die ungeliebte Planscherei umgehen
konnte. Wären wir Menschen für’s Wasser gemacht, hätten wir Kiemen und Flossen.
Eine weitere Ausrede: dank der langen Haare, die nie trocken wurden, war ich
oft GANZ schlimm erkältet. In den langen Wintermonaten tragisch. Noten machen mussten
wir trotzdem. Und jetzt,Jahre später, holt uns das Drama ein. Schwimmen lernen
wollen wir. SONST WIRD DAS NIX MIT DEM TRIATHLON. Aber wie? Unterricht nehmen?
Tipps aus dem Internet holen? Mutig starten die künftigen Triathletinnen und
springen ins kühle Nass. Wenigstens ein bisschen wärmer hätte das Wasser schon
sein können. Aber los geht’s. Arme und Beine richtig bewegen und elegant durch
das Becken pflügen – ups, das sind nicht wir. Wiederholt werden wir von Profis
überholt. So richtig mit Schwimmbrille und Badekappe wirken die um einiges professioneller
als wir. Vielleicht hatten die ja Kaltblüter in den Vorfahren – angesichts
modernster Gentechnik ist heutzutage ja alles möglich.
Einige Wochen später haben wir unser Outfit perfektioniert.
Mit Schwimmbrille planscht es sich einfach besser. Allerdings sehen wir damit
aus wie Guppys: Glubschaugen, ein verwirrter Blick und mehr oder weniger elegantes
Treiben im Wasser. Die Fußnägel erfreuen sich wöchentlich einer neuen Farbe.
Eigentlich könnten wir Werbung für Nagellack machen Fenja hat zumindest bald
alle Farben durch. Wenn dann der Triathlon kommt, setzen wir uns noch diese
grausamen Badehauben auf. Wobei sich Fenja jetzt schon fragt, wie sie ihre Mähne
unter das enge Plastikding bekommen soll. Der Trend geht vielleicht doch zur
Kurzhaarfrisur...Die Erlebnisse im Freiberger Hallenbad sind spannend. Nicht
nur, dass wir regelmäßig Slalom schwimmen müssen (es gibt tatsächlich Menschen,
die langsamer sind als wir) - nein, auch anderen kritischen Gegebenheiten sind
wir ausgesetzt. Situation: Fenja schwimmt eine Bahn zu Ende. Suchend blickt sie
zurück, um zu schauen, wo Claudi bleibt. Panik macht sich breit: nur die
anderen Schwimmbadbesucher sind zu sehen. Auf dem Beckenboden liegt sie auch
nicht. Dann, endlich erscheint sie. "Ich hab beim Auftauchen zu früh Luft
geholt", japst sie. Statt chlorhaltiger Hallenbadluft gerieten aber
geschätzte fünf Liter Wasser in ihre Lungen. Die Flucht ging Richtung
Beckenrand. So haben wir unser Vergnügen.
Claudi träumt dann und wann vom weißen Hai, wenn sie
die nackten Beinchen unter Wasser sieht, Fenja schaut neidvoll auf den
Schwimmverein und bewundert die Eleganz, mit der die Mitglieder das Becken
irgendwie doppelt so schnell durchpflügen.
Irgendwann... wir... elegant... und so...
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