Dienstag, 29. Januar 2013

Äh...So blau-weiß.


Seit  Knieverletzung Nummer zwei hüpfe ich auch solo häufiger in die Chlorbrühe. Zeit für ein Resümee.

Schwimmen. Sport der Schweigsamen. Selbst, wenn das geschwätzige Gazellen-Duo gemeinsam ins Hallenbad hüpft, hält es für die Dauer von rund 13 Minuten (die aktuelle Zeit auf 500 Meter Rentner-Slalom im Brust-Stil) gezwungenermaßen das Maul. Dafür wird beim Hinfahren, Umziehen, Duschen, Duschen, Umziehen, Fönen und Wegfahren gequatscht. 

Schwimmen. Sport der Rentner. Egal, wann man sich ins Bad traut: Es gibt mindestens drei Rentner, die dieselbe Idee hatten. Sie tragen geblümte Badeanzüge oder schwarze Badehosen,  einige Kilo zu viel und häufig Badehauben. Weil ich mittels Guppy-Brille den Unterwasser-Durchblick hab, entdeckte ich noch ein Merkmal. Rentner mögen nicht nur Nordic Walking. Sie stehen auch auf Aqua-Jogging. So wie man Walker nicht am Walken, sondern an den Stöcken erkennt, erkennt man Aqua-Jogger nicht an Laufbewegungen unter Wasser, sondern an Gürteln aus Moosgummi.

Schwimmen. Sport der Zeitmanager. Wenn ich einen Kilometer geschwommen bin, reichts mir erstmal. Dann wird noch etwas gedümpelt und nix wie raus aus dem Wasser. Mit Dümpelzeit macht das eine gute halbe Stunde. Mit Anfahrt, Umziehen und Pipapo eine Stunde. Mit der fönenden Fenja gute zwei. 45 Minuten um den Block laufen verbraucht auf jeden Fall mehr Kalorien und weniger Zeit. 

Schwimmen. Sport der Schmerzfreien. Schmerzfrei in Modedingen. Mein schnürbarer Jeans-Bikini aus der zehnten Klasse  ist zwar todschick, aber auch todunpraktisch. Während ich mich eines Tages  noch fragte, warum ich mich so befreit fühlte, wies mich Fenja darauf hin, dass ich oben ohne im knietiefen Wasser stand. Zum Glück waren die Rentner mit Aqua-Jogging beschäftigt. Es nützt nix: Ein sportlicher Bikini und/oder Badeanzug muss her.

Außerdem war fix klar, dass ohne Schwimmbrille gar nichts geht. Nicht nur die  Hallen-Elite, also die Kraulstil-Hampel, brauchen die hässlichen Dinger, sondern auch wir. Brustschwimmen mit Kopf-unter-Wasser ist nämlich nicht nur  besser für´s Kreuz, sondern macht ohne Bindehautentzündung auch mehr Spaß.  
Doof nur, dass meine Brille letzte Woche unauffindbar war. Mir war klar: Ich habe sie im Hallenbad vergessen. Das Schwimmbadpersonal war begeistert, als ich danach fragte. Man brachte einen enormen Wäschekorb voller Schwimmbrillen. "Welsches Farbe?", fragte die Angestellte mit Migrationshintergrund. "So blau-weiß. Irgendwie." Mir wurde bedeutet, gefälligst selbst zu suchen. Doch unter den tausend vergessenen Brillen fand sich die meine nicht. Auf Chlor im Auge konnte ich gut verzichten, also wählte ich frustriert die, die meiner Brille am ähnlichsten war. Der frührere Besitzer möge mir verzeihen. Tut er sicherlich, denn das gewählte Utensil war vollkommen verkratzt und zudem undicht. Zu Hause flog es in den Mülleimer, den ich mit meinen blutunterlaufenen Chlor-Augen kaum fand
Es half alles nichts, ich musste eine Nachfolgerin für die verlorenen Augengläser bestellen. Als ich einen Tag darauf in den Stall fahren wollte und zur Winterjacke griff, traute ich meinen kurzsichtigen Augen nicht: Meine verloren geglaubte Brille purzelte unter der Kapuze hervor. Naja. Doppelt hält besser.




Knie-Tief beim Herabschauenden Hund

In meinem allerersten Post habe ich die Wiederentdeckung des Yoga erwähnt. Fernöstliche Gymnastikreihen mit putzigen Tiernamen und gewaltigem Esoterik-Touch eignen sich nämlich toll, um beanspruchte Muskulatur zu dehnen. Und das hatte ich in der zweiten Januar-Woche bitter nötig: Drei Mal lief ich  stattliche 5 bis 10 Kilometer, ein Mal plagte ich mich auf dem Fahrrad-Ergometer und am Gerätezirkel im Fitnessstudio (absolute Ausnahme-Erscheinung). Pferd ausmisten, füttern und bespaßen rechne ich mal gar nicht mit.

Zum Stolz mischte sich Muskelkater, der in Verspannungen überging. Und so kam es, dass ich den in Unisportkursen gelernten Sonnengruß durchturnte. Ich habe da eine ganz tolle, patentierte Strategie: Jede Übung wird nicht nur fix im Atemrhythmus absolviert, sondern einige Sekunden gehalten. Ich steige ja schließlich nicht zum Ausdauertraining auf meine 4,99 Euro teure krebserregend stinkende Yoga-Matte. Während der Zukünftige im Esszimmer an seinem Toast knabberte, dozierte ich, gerade in die Sprinter-Stellung gesunken, wie wohltuend der Mattensport sei. Ohhhh, diese Dehnung. Ahhhh, diese Entspannung. Auuuutsch!

Da war es passiert. Es rummste gewaltig im Knie. Beim Wechsel vom Herabschauenden Hund zum Sprinter hatte sich meine ausgehfreudige Patella verselbstständigt und mal fix neben das Gleitlager des Kniescheibengelenks geschaut. Schön. Da waren sie endlich wieder, die vergessen geglaubten Schmerzen, die mich im Oktober am Halbmarathon gehindert hatten.

Zum Glück waren Kniebandage und Voltaren noch in Reichweite. Geholfen hat aber beides nicht. Seit zwei Wochen darf nun wieder gehumpelt und gejammert werden. Ich wünsche mir mittlerweile eine behindertengerechte Wohnung und einen güstigeren Badewannen-Einstieg.

Nun wird der Orthopäde entscheiden, was aus meinen Triathlon-Plänen wird. Immerhin: Das Schwimmtraining bereue ich  nicht. Das Knie-Tief macht sich im Becken nämlich kaum bemerkbar. Während Fenja laufend ihrer Gazellen-Form näher kommt, hält mich das Schwimmtraining wenigstens einigermaßen in Form.

Mittwoch, 23. Januar 2013

Dirigierendes Rennvergnügen



Chorleiterlehrgang… Eine Woche im Januar auf dem Bernhäuser Forst. Ist eigentlich gleichzusetzen mit viel Essen, wenig Schlaf, Zimmer 35, Bibelarbeit, noch mehr Musik und natürlich fröhliches Dirigieren. Doch was haben die nächtlichen Exzesse bei Schwarzwurst, Zwiebelsalat und Käsewürfeln mit Sport zu tun? Kampfessen? Biermassenvernichtungsanlage? Ein kurzer Blick zurück: Seit 2005 gehört diese Woche zum Jahresablauf für mich dazu. In der Mittagspause wurde meistens die Interessengruppe MHD (Matratzenhorchdienst) besucht und andere belächelt, die sich mit vollem Magen nach dem Drei-Gänge-Mittagessen aufmachten, um laufen zu gehen. Aber auch auf dem Forst ist Training für das sportliche Jahr 2013 Pflicht. 


Dirigenten mal anders


Geht man nach meinem Achilles-Laufkalender, muss ich mir für jedes Bier, jedes Gläschen Wein und das nächtliche Essen mehrere Minuspunkte geben. Sind nach einer derartigen Woche wahrscheinlich so viele, dass man wochenlang mit Schadensbegrenzung beschäftigt ist. Oder zählt Dirigieren als sportliche Betätigung? Mit diversen Tanzeinlagen und einem großen Dirigat sicherlich… Nun gut – es hilft aber alles nichts, der Triathlon rückt immer näher.
Schwimmen ist nicht – der Bärensee ist dankenswerterweise von einer Eisschicht bedeckt, sodass diese Möglichkeit ausfällt. Fahrradfahren sowieso nicht – ich habe immer noch keinen Drahtesel. Verschämt begrüßte ich also am vergangenen Freitagabend einen der Läufer und beichtete, dass ich nun vom Sportvirus befallen sei. Die Hoffnung auf eine Chance, in der Laufgruppe aufgenommen zu werden, hat sich erfüllt. Los ging es – einmal um den Bärensee herum. Die Tage zuvor hatte es geschneit, also hüpften, sprangen und liefen wir um die Schneehügel herum, umgingen glatte Stellen, bis die wirklich wahre Herausforderung nahte. Wer als Marbacher Gassenläufer die Krähbergstraße fürchtet, sollte die letzte Steigung vor dem rettenden Ziel vermeiden. Mehrere hundert Meter ging es steil bergauf. Und wer naiv glaubte, er habe es geschafft, wird eines besseren belehrt – es folgte noch eine Steigung. Ächz, japs, keuch – aber geschafft. 



Lag nicht zuletzt wahrscheinlich auch an den kurzweiligen Laufanekdoten der übrigen Sportler. Man tauscht sich ja aus, nicht wahr? Schlammtriathlon, Schlammgrubenlaufen – ich kam mir ganz schön doof vor mit meinen bisher zurück gelegten Kilometern. Aber egal, es macht Spaß mit den Jungs. Gewisse heimtückische Anschläge von Spaziergängern, die wir überholten, waren leider inbegriffen und der Schneeball in meinem Rücken ziemlich fies. War wahrscheinlich der Neid, dass wir einfach schneller waren. Zurück in der Tagungsstätte wurde ich von breit grinsenden Mitarbeitern und Teilnehmern begrüßt. Der Ruf als nächtliches Sumpfhuhn ohne sportliche Ambitionen hängt noch wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf.
Doch es ging noch weiter. Es drohte die nächste Herausforderung – und damit war nicht der mangelnde Schlaf gemeint. Eine nette Runde durch das Siebenmühlental. Die ersten Kilometer waren auch sehr sympathisch – auf dem Schnee konnte man sehr gut laufen und lange ging es viel bergab.. Nach einer Stunde folgte der Schock. Drohend blickte ich auf die Steigung. „Es geht wellenförmig hoch“, beruhigte mich ein Mitläufer. Hieß übersetzt: steil, steil, steil, 20 Meter grade, steil, steil, steil. Augen zu und durch – noch langsamer hieße stehen. Belohnung im Ziel? Natürlich – die Nacht wird kommen und mit ihr die… äh… Gespräche…

Freitag, 18. Januar 2013

Der Untergang der Titanic - oder wir lernen schwimmen


Mit erheblichem Grauen erinnern wir uns an den Schwimmunterricht. Nicht nur der Lehrer, der uns Mädchen in den Ausschnitt spickte, die nassen Haare, die man grundsätzlich hatte und vor Busabfahrt nicht mehr trocknen konnte (5 Minuten reichen nicht zum Duschen, Anziehen und Fönen sei an dieser Stelle den früheren Paukern mal gesagt) – nein, noch viel schlimmer waren die Minuten, die einem wie Stunden vorkamen, in denen wir im Biberacher Hallenbad unser Dasein fristeten. Der Untergang der Titanic wiederholt sich - auch Schwimmer haben ab und zu Schieflage. Fenjas Mutter hat schon früh gesagt: „Du schwimmst wie ne bleierne Ente.“  Ob das Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden hatte? Oder sind wir einfach nicht für die Unterwasserwelt gemacht? Mit Müh und Not schaffte ich eine Bahn durch das 25-Meter-Becken. Es sollte Kraulschwimmen sein, meine Lehrerin sah das anders. Note: 5-6. Immerhin hatte ich im Brustschwimmen ne 1-2. Geschadet hat es meiner Psyche trotzdem. Um den Schikanen zu entgehen, waren dem Einfallsreichtum schon früh keine Grenzen gesetzt. „Ich hab meine Tage“, war nur eine der Optionen, mit denen man als weibliches Wesen die ungeliebte Planscherei umgehen konnte. Wären wir Menschen für’s Wasser gemacht, hätten wir Kiemen und Flossen. Eine weitere Ausrede: dank der langen Haare, die nie trocken wurden, war ich oft GANZ schlimm erkältet. In den langen Wintermonaten tragisch. Noten machen mussten wir trotzdem. Und jetzt,Jahre später, holt uns das Drama ein. Schwimmen lernen wollen wir. SONST WIRD DAS NIX MIT DEM TRIATHLON. Aber wie? Unterricht nehmen? Tipps aus dem Internet holen? Mutig starten die künftigen Triathletinnen und springen ins kühle Nass. Wenigstens ein bisschen wärmer hätte das Wasser schon sein können. Aber los geht’s. Arme und Beine richtig bewegen und elegant durch das Becken pflügen – ups, das sind nicht wir. Wiederholt werden wir von Profis überholt. So richtig mit Schwimmbrille und Badekappe wirken die um einiges professioneller als wir. Vielleicht hatten die ja Kaltblüter in den Vorfahren – angesichts modernster Gentechnik ist heutzutage ja alles möglich.
Einige Wochen später haben wir unser Outfit perfektioniert. Mit Schwimmbrille planscht es sich einfach besser. Allerdings sehen wir damit aus wie Guppys: Glubschaugen, ein verwirrter Blick und mehr oder weniger elegantes Treiben im Wasser. Die Fußnägel erfreuen sich wöchentlich einer neuen Farbe. Eigentlich könnten wir Werbung für Nagellack machen Fenja hat zumindest bald alle Farben durch. Wenn dann der Triathlon kommt, setzen wir uns noch diese grausamen Badehauben auf. Wobei sich Fenja jetzt schon fragt, wie sie ihre Mähne unter das enge Plastikding bekommen soll. Der Trend geht vielleicht doch zur Kurzhaarfrisur...Die Erlebnisse im Freiberger Hallenbad sind spannend. Nicht nur, dass wir regelmäßig Slalom schwimmen müssen (es gibt tatsächlich Menschen, die langsamer sind als wir) - nein, auch anderen kritischen Gegebenheiten sind wir ausgesetzt. Situation: Fenja schwimmt eine Bahn zu Ende. Suchend blickt sie zurück, um zu schauen, wo Claudi bleibt. Panik macht sich breit: nur die anderen Schwimmbadbesucher sind zu sehen. Auf dem Beckenboden liegt sie auch nicht. Dann, endlich erscheint sie. "Ich hab beim Auftauchen zu früh Luft geholt", japst sie. Statt chlorhaltiger Hallenbadluft gerieten aber geschätzte fünf Liter Wasser in ihre Lungen. Die Flucht ging Richtung Beckenrand. So haben wir unser Vergnügen.
Claudi träumt dann und wann vom weißen Hai, wenn sie die nackten Beinchen unter Wasser sieht, Fenja schaut neidvoll auf den Schwimmverein und bewundert die Eleganz, mit der die Mitglieder das Becken irgendwie doppelt so schnell durchpflügen.
Irgendwann... wir... elegant... und so...

Samstag, 5. Januar 2013

CouchGazelle - Wieso, weshalb, warum?

Liebe Leser,

Gazellen sind possierliche Tierchen. Mit ihren langen Beinen rasen sie in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Welt und vollführen  artistische Sprünge. Der Inbegriff von Sportlichkeit. Leider werden die Savannen-Bambis in den meisten Dokumentarfilmen vom Löwen gefressen. Wahlweise auch vom Geparden. Oder vom Krokodil. Der Schnellere gewinnt.

Anders verhält es sich mit der Couchgazelle. Zwar ernährt sie sich wie ihre afrikanische Verwandte vorwiegend vegetarisch. Ihre Beine sind allerdings weniger schlank, sie ist weniger schnell  und von artistischer Eleganz so weit entfernt wie Nowosibirsk vom Äquator. Sie macht es sich gern, die Füchse unter euch ahnen es, auf dem Sofa gemütlich und konsumiert Schoki. Bevorzugt in rauen Mengen. Gehetzt wird sie nicht von Löwen oder Geparden, wohl aber von ihrem schlechten Gewissen.  Das  treibt sie vorwärts, fort von der Couch, raus ins Mistwetter. Zu Fuß, zu Rad, zu Pferd, zu Lande und zuweilen auch zu Wasser.


Zwei dieser Exemplare sind wir (Claudia Kräft und Fenja Sommer). Wir schreiben ab -zirka, etwa, genau- vor einer Woche dieses Blog. Im täglichen Leben jagt uns persönlich nicht nur das Gewissen, sondern  neben diversem Uni-Stress um die Einhaltung der Fußnoten vor allem Abgabetermine. Wir verkaufen nämlich freiberuflich unsere Zeit und zuweilen unsere Nerven an Zeitungen/-schriften.

 Weil das  nach Ausgleich schreit und Sport bekanntlich Stress abbaut, laufen wir seit dem Frühjahr 2012. Oft zusammen. Dabei fanden wir heraus, dass wir beide amtlich bescheinigte Sportnieten sind. Jaja, die der schlimmsten Sorte: Wir wurden zuletzt in die Völkerball-Mannschaft gewählt, schlichen im Schneckentempo die 100-Meter-Distanz, schwänzten den Schwimmunterricht und kassierten für unsere Lahmarsch-Leistung gewöhnlich Note drei abwärts.

Perfekte Voraussetzungen für unser Ziel 2013: Einen Triathlon überstehen. Das heißt 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Rad fahren, 5 Kilometer laufen. Termin: Mitte Mai. Uns geht der Arsch auf Grundeis, aber beschlossen ist beschlossen.Wie die Schnapsidee zustande kam? Fenja hat 2012 ein paar nette Texte über die MZ (Marbacher Zeitung)-Rookies geschrieben. Das waren (sind?) etwas sportlichere Menschen, die noch nie einen Triathlon bewältigt haben – unter Anleitung trainierten und es sogar schafften. Irgendwann meinte Fenja großspurig: „Das kann ich auch.“ Nur zu dumm, dass das letzte sportliche Highlight wahrscheinlich das Planschen im Hotelpool war. Nun gut, in Claudi war schnell eine verrückte Sportfreundin gefunden – und das Duo in fernale geboren.

Auf diesen Seiten werden wir euch teilhaben lassen an unserem dilettantischen Training. Wir werden wichtige Fragen klären, wie: Wieso haben Schwimmer immer so dämliche Brillen auf? Wird Kraul-Stil überbewertet? Braucht mein Fahrrad eigentlich Reifen? Warum ist der kleine Nuttenhund schneller als ich?

Viel Spaß mit Pleiten, Pech und Pannen wünschen Claudi und Fenja!

Freitag, 4. Januar 2013

Run into 2013




Laufen kann man das ganze Jahr über. Mal abgesehen davon, dass es im Sommer schön ist, wenn die Blümlein blühen, die Sonne scheint und man morgens um 7 nicht mit der Taschenlampe rennen muss… Im Winter? Kalt, nass, ungemütlich… Man könnte sich also einigeln, die Gazelle in den Winterschlaf schicken und die Couch bevorzugen. Aber nein – Silvesterlauf muss sein. In Bietigheim, um es ganz genau zu definieren. Wetter: Sonnenschein. Temperatur: kalt. Outfit: blendend. Zu Weihnachten hat mir mein Göttergatte einen neuen Dress geschenkt. In himmelblau (Jacke) und leuchtend pink (Mütze) fällt man auf jeden Fall auf. Egal, ob man vorne mitrennt oder sich lieber im Mittelfeld vergnügt.
Mit zwei Heilbronner Jungs (Mike und Mark) gings gegen späten Vormittag los, Parkplatz direkt an der Rennstrecke abgecheckt und alles läuft einfach wie am Schnürchen. Startunterlagen abholen und dann mal versuchen, sich zu orientieren. Wie die Laufstrecke aussieht? Keine Ahnung, werde ich schon irgendwie checken. Wo es langgeht? Immer dem Pulk nach. Wer vorne läuft, muss halt suchen. Aber da bin ich bestimmt nicht…
Meine Laufkumpane des Tages und ich - deutlich an den Farben zu erkennen...
Dann beginnt die Zeit des Wartens. Mal gucken, was an Konkurrenz mitläuft. Kurze und knappe Höschen scheinen bei den unter Zwanzigjährigen auch in der vierten Jahreszeit modern zu sein. Wohlbemerkt bei den Frauen. Bauchfrei ist ebenso in. Gut, bin ich eben out und habe nächste Woche keine Blasenentzündung. Au weia – ich rede schon wie meine Mom.
 Zwischendurch einfach mal die ganzen Leute begrüßen, die man so kennt. Man sollte ja meinen, die Leute haben am 31. Dezember nix anderes zu tun als 11,2 Kilometer durch die Bietigheimer Innenstadt zu laufen. Dann, endlich – der Startschuss. Juhu, ich renne los, überhole ein paar Langsamere und freue mich am Leben. Irgendwie isses aber ganz schön eng auf der Strecke. Der erste Hügel wird noch ziemlich locker und flockig genommen. Na klar, am Straßenrand stehen schließlich die Leute und feuern an. Auch ein paar Remmidemmi-Musik-Gesellen sind dabei. Um uns Läufer herum dröhnen Trommeln. Allerdings so schnell, dass sich meine Laufgeschwindigkeit nicht dem Rhythmus anpassen kann. Nach zwei Kilometern ist mir warm und ich stopfe meine schicke Mütze in die Tasche. Schade, aber der rote Kopf und das Pink der Kopfbedeckung haben sich auf Dauer eh gebissen.
In der Altstadt ist die Hölle los – Stadtkapelle, weitere Trommler und Krachmacher, dazu die vielen Menschen. So schlimm habe ich mir die Steigungen nicht vorgestellt. Im Hinterkopf ruht der Gedanke „ich muss zweimal durch die Innenstadt“. Außerdem wird mir bewusst, dass ich in den letzten Wochen nie mehr als sieben oder acht Kilometer gerannt bin. Aber aufgeben ist nicht! Meine beiden Laufkumpane sind längst von Dannen gezogen – ich lasse mich von den Zurufen der (mir unbekannten) Zuschauer an den Seiten tragen. Zweite Runde: die ist richtig fies, eine Steigung über mehrere hundert Meter. Und wieder durch die Altstadt. Zwischendurch überholt mich unser Wetterfrosch. Immer diese jungen Wilden! Aber kein Vergleich zu einer Art Berserker, der wohl in den vergangenen acht Kilometern Anlauf genommen hat, um eventuelle Konkurrenten dann mit dem Ellbogen zur Seite zu schubsen. Eine gute Kinderstube ist alles! Am Marktplatz moderiert Achim Seiter. „Hi Fenja“, ruft er ins Mikrofon. Ich komme mir richtig wichtig vor und lege endlich mal wieder einen Zahn zu. Schließlich ist das Ziel erreicht – Jipppiiii. Heißer, stark gezuckerter Tee, dazu Wasser – herrlich. Aber das schönste kommt erst noch: die Dusche! Und abends der Start ins neue Jahr...