Montag, 18. Februar 2013

Gesucht: Handtuch zum Abtrocknen

Was benötigt man eigentlich zum Schwimmen? Badebekleidung - check. Duschgel - check. Shampoo - check. Handtuch - ääääh... Handtuch??? Es ist ja nun schon ein Running Gag geworden, dass wir bei unserer wöchentlichen Planscherei immer etwas zu Hause vergessen. Seien es die Guppys, die Haarbürste, das 1-Euro-Stück für den Schrank oder der Fön. Viel lustiger ist es aber, wenn man zu Beginn des Ausflugs noch alle Sieben Sachen beieinander hat und erst hinterher was fehlt. Wir waren fremdschwimmen - unser Hallenbad in Freiberg hat Montags zu. Also ab nach Heilbronn. Malerisch hässlich präsentiert sich die Baustelle vor dem Soleo. Aber egal, wir sind eh drinnen im Badeparadies. Es heißt, den Widrigkeiten des Wasserkampfes zu trotzen: Gürteltiere überholen, Tiefseetaucher von oben betrachten, die Trillerpfeife des Schwimmclubdompteurs überhören und Dünnbrettbohrer - äh Brettschwimmer - vorsichtig hinter sich lassen. Es könnte sonst sein, dass man einen Fausthieb abbekommt. Ist es den fleißigen Triathleten letztendlich gelungen, aufgrund des hohen Wellengangs durch Extremkraulschwimmer zu entrinnen, weder zu ertrinken noch den Chlorwassergehalt im Körper auf ein Maximaß zu steigern - heißt es nur noch eins: ab unter die Dusche! Schon von weitem entdecke ich das Shampoo (für Strubbelhaare) und das Duschgel (für Allergiker). Was fehlt, ist ein riesiges, sonnengelbes Etwas, in das ich mich nach der Dusche einwickeln möchte: mein Handtuch, Duschtuch, Badelaken. Jedenfalls das Ding, mit dem ich die letzten Reste Chlorwasser von meinem mehr oder weniger athletischen Körper abtupfen möchte. Es folgt ein Lachanfall meinerseits, ein entsetzter Blick Claudis und als sich dann auch noch eine weitere Hallenbadduschbesucherin einmischt, sind wir mitten in einem Gespräch über alles, was in einem Bad so verschwinden kann. Leider hat die nackige Dame neben uns einen derartig grausamen Dialekt, dass wir nur die Hälfte verstehen und schleunigst die Flucht Richtung Umkleide ergreifen.
Ich habe den Begriff "abtrocknen" einfach mal in einer bekannten Suchmaschine eingegeben: "Abtrocknen bedeutet einen Gegenstand mit einem Tuch trockenreiben." So, wenn das Tuch fehlt, bleibt der Gegenstand logischerweise nass. In diesem Falle ich. Was tun? Ich krame in den unendlichen Weiten meines Rucksacks und finde tatsächlich ein sauberes Kleidungsstück, das ich in diesem Moment nicht benötige (Ersatz vorhanden). Größe ca. 5x5 cm. Egal! Damit werden einige Quadratzentimeter meines Körpers von der Nässe befreit. Claudi leiht mir ebenfalls einen trockenen Zipfel ihres Handtuchs. Hätte mich natürlich auch trockenfönen können. Allerdings
- hätte Claudi sich einmal mehr darüber ausgelassen, dass ich so lange zum Fönen brauche
- wäre das kleine grüne Wägelchen aus Weinsberg gekommen
- wollte ich die Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses vermeiden. Dann lieber doch mit einer Unterhose abtrocknen...
Zu Hause treffe ich den verbliebenden Zwilling und bringe dem Tuch mit der schönen Sommerfarbe schonend bei, dass sein Bruder entführt wurde. Die Tränen fließen immer noch.


Montag, 11. Februar 2013

Und zum Schluss in den Handstand



Claudi humpelt… Mal wieder oder immer noch? Momentan bekommen wir es mit dem Training nicht so auf die Reihe. Entweder ich bin Skifahren und versuche das mit dem Dirigieren zu optimieren oder sie wandelt auf Lehrpfaden in Mannheim, bevölkert die Wohnung meiner Freundin, um dann durch den Eisregen in die Pfalz zu fahren. Vom vielen Sitzen bekomme ich allmählich einen platten Hintern. Zum Glück habe ich noch andere Freunde. Wenn die dann irgendwann mal beim vereinbarten Treffpunkt erscheinen, kann es losgehen. Erinnert mich stark an indische Pünktlichkeit. Die sollen dort so ähnlich sein. Statt um 17 Uhr starten wir um 18:30 Uhr. Musste meinen Mitläufer aber erstmal davon überzeugen, dass wir laufen gehen. Er wollte lieber was zu essen machen. Und dann die nächste Frage: „Scheint der Mond?“ Ich schaue etwas ratlos und frage mich, ob er unter die Sterngucker gegangen ist. Nö, aber will nicht im Dunkeln laufen. Ich überzeuge ihn mit weiblichem Charme. Heißt so viel wie „Schwing deinen Hintern zur Tür raus und auf geht’s.“ Endlich… Er muss mal wieder angeben und spurtet gleich mal los. Ich versuche, ihm zu folgen. Mit Claudi läuft es sich leichter. Das hat man eben davon, wenn man fremdläuft. Mit ihr kann man nebenher so schön tratschen. Vielleicht sind wir deshalb so lahmarschig? 
Das bringt mich auf die Idee, mal meine Mitläufer zu beschreiben. Da gibt es doch verschiedene Typen.
Typ A: Er ist der absolute Laufcrack. Montags nach der Arbeit ein leichtes Workout, Dienstags die lockere 12 Kilometer Runde über die Felder, Mittwoch Bauch, Beine, Po, Donnerstags der Lauftreff in Ludwigsburg, Freitags um 12 Uhr Feierabend - und dann schnell einen Halbmarathon laufen, Samstags die Familie zur gemeinsamen Wanderung zwingen und Sonntags mit den ebenfalls unausgelasteten Freunden Training à la Deutsches Sportabzeichen. Weitere Merkmale: Pulsmesser, der alle fünf Minuten piepst. Dann wird verglichen: stimmen die Zahlen noch? Um die Hüfte trägt er einen Gürtel mit Energieriegeln, Energiepampsche aus der Tube, Energiegetränk. Optik: verhärmt und halb verhungert. Nee, dann doch lieber ab und zu ne Pizza!
Typ B:  Sieht für manche auf den ersten Blick nicht wie eine Sportskanone aus. Aber rennt wie ein Wiesel! Nach zehn Kilometern hat aber auch er einen roten Kopf. Außerdem kann er reden wie ein Buch, während ich meine Mühe habe, hinterherzukeuchen. Schlamm, Eis und Schnee jucken ihn wenig. Während mein Mitläufer elegant die Treppen runterrennt, versuche ich verzweifelt, nicht hinzufallen. Überall sind noch Schnee- und Eisreste. Auf dem Feldweg wird es zwischendurch ein bisschen besser. „Sind deine Schuhe wasserdicht?“ – ähm – nein. Egal. Ab durch den Schlamm und durch den Matsch. Was nicht tötet, härtet ab. Ich kämpfe mich die steilen Hänge rauf und runter. Dann und wann sehe ich vor mir eine neongrüne Jacke aufblitzen. Bin also noch richtig.Und wenn man dann endlich am Ziel angekommen ist - macht er einen Handstand. Nebenbei erfahre ich, dass er mal einen Akrobatikkurs gemacht hat. Ich kann gerade mal einen Schneidersitz. 
Typ C: Wir rennen los. Wie die Bekloppten. Nach circa 200 Metern bekommen wir Hunger und drehen um. Wohin geht's? In die nächste Pizzeria - und der Begriff des Pseudojoggens ist geboren.
Typ D: Die Schnatterliesen. Bereits bei der Begrüßung haben wir uns viel zu viel zu erzählen. Eine Stunde halten wir das locker durch - schnatter hier und schnatter da. Über den Galgen, durch Erdmannhausen und nach einem Abstecher über die Schillerhöhe zurück ins Städtchen. Meine Claudi macht im Anschluss Yoga - und ich stürme die Dusche. Denn mir soll die Kniescheibe nicht raushopfen...