Claudi
humpelt… Mal wieder oder immer noch? Momentan bekommen wir es mit dem Training
nicht so auf die Reihe. Entweder ich bin Skifahren und versuche das mit dem
Dirigieren zu optimieren oder sie wandelt auf Lehrpfaden in Mannheim, bevölkert
die Wohnung meiner Freundin, um dann durch den Eisregen in die Pfalz zu fahren.
Vom vielen Sitzen bekomme ich allmählich einen platten Hintern. Zum Glück habe ich noch andere
Freunde. Wenn die dann irgendwann mal beim vereinbarten Treffpunkt erscheinen,
kann es losgehen. Erinnert mich stark an indische Pünktlichkeit. Die sollen
dort so ähnlich sein. Statt um 17 Uhr starten wir um 18:30 Uhr. Musste meinen Mitläufer
aber erstmal davon überzeugen, dass wir laufen gehen. Er wollte lieber was zu
essen machen. Und dann die nächste Frage: „Scheint der Mond?“ Ich schaue etwas
ratlos und frage mich, ob er unter die Sterngucker gegangen ist. Nö, aber will
nicht im Dunkeln laufen. Ich überzeuge ihn mit weiblichem Charme. Heißt so viel
wie „Schwing deinen Hintern zur Tür raus und auf geht’s.“ Endlich… Er muss mal
wieder angeben und spurtet gleich mal los. Ich versuche, ihm zu folgen. Mit
Claudi läuft es sich leichter. Das hat man eben davon, wenn man fremdläuft. Mit
ihr kann man nebenher so schön tratschen. Vielleicht sind wir deshalb so
lahmarschig?
Das bringt mich auf die Idee, mal meine Mitläufer zu beschreiben. Da gibt es doch verschiedene Typen.
Typ A: Er ist der absolute Laufcrack. Montags nach der Arbeit ein leichtes Workout, Dienstags die lockere 12 Kilometer Runde über die Felder, Mittwoch Bauch, Beine, Po, Donnerstags der Lauftreff in Ludwigsburg, Freitags um 12 Uhr Feierabend - und dann schnell einen Halbmarathon laufen, Samstags die Familie zur gemeinsamen Wanderung zwingen und Sonntags mit den ebenfalls unausgelasteten Freunden Training à la Deutsches Sportabzeichen. Weitere Merkmale: Pulsmesser, der alle fünf Minuten piepst. Dann wird verglichen: stimmen die Zahlen noch? Um die Hüfte trägt er einen Gürtel mit Energieriegeln, Energiepampsche aus der Tube, Energiegetränk. Optik: verhärmt und halb verhungert. Nee, dann doch lieber ab und zu ne Pizza!
Typ B: Sieht für manche auf den ersten Blick nicht wie eine Sportskanone aus. Aber rennt wie ein Wiesel! Nach zehn Kilometern hat aber auch er einen roten Kopf. Außerdem kann er reden wie ein Buch, während ich meine Mühe habe, hinterherzukeuchen. Schlamm, Eis und Schnee jucken ihn wenig. Während
mein Mitläufer elegant die Treppen runterrennt, versuche ich verzweifelt, nicht
hinzufallen. Überall sind noch Schnee- und Eisreste. Auf dem Feldweg wird es
zwischendurch ein bisschen besser. „Sind deine Schuhe wasserdicht?“ – ähm –
nein. Egal. Ab durch den Schlamm und durch den Matsch. Was nicht tötet, härtet
ab. Ich kämpfe mich die steilen Hänge rauf und runter. Dann und wann sehe ich
vor mir eine neongrüne Jacke aufblitzen. Bin also noch richtig.Und wenn man dann endlich am Ziel angekommen ist - macht er einen Handstand. Nebenbei erfahre ich, dass er mal einen Akrobatikkurs gemacht hat. Ich kann gerade mal einen Schneidersitz.
Typ C: Wir rennen los. Wie die Bekloppten. Nach circa 200 Metern bekommen wir Hunger und drehen um. Wohin geht's? In die nächste Pizzeria - und der Begriff des Pseudojoggens ist geboren.
Typ D: Die Schnatterliesen. Bereits bei der Begrüßung haben wir uns viel zu viel zu erzählen. Eine Stunde halten wir das locker durch - schnatter hier und schnatter da. Über den Galgen, durch Erdmannhausen und nach einem Abstecher über die Schillerhöhe zurück ins Städtchen. Meine Claudi macht im Anschluss Yoga - und ich stürme die Dusche. Denn mir soll die Kniescheibe nicht raushopfen...